Layr Christa

Man muß noch Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stern gebären zu können. (Nietzsche)

Das Interesse, andere Kunst zu sehen, ist genauso wichtig, wie selbst Kunst zu schaffen. Es geht nur darum, diese Einflüsse in die eigene Sprache zu übersetzen. Kunst ist Sehen. Kunst ist nicht zum Ansehen, denn Kunst sieht uns an.

So ist Kunst nicht Gegenstand, sondern Erlebnis. Wir nehmen Kunst wahr, wenn wir empfänglich dafür sind, wenn sie uns ergreift.

Kunst macht lebendig, wird so zur Notwendigkeit wie Atmen, sie ist daher kein Luxus. Sie macht innere Realitäten sichtbar und setzt sie frei.
Kunst ist Oberfläche und Tiefe.

„Ein beständiges Kriterium beim Umgang mit Kunst ist, dass sie etwas berühren soll, das über uns hinausgeht, und damit hat sie etwas Zeitloses“ (Gerhard Richter)
Die Zeit fließt, ein einmal geschaffenes Kunstwerk ist gleich bleibend und macht somit die Veränderung unserer Werte sichtbar. „In der Kunst gilt das Zeitlose und somit nicht das Zeitgemäße.“ (H. Hesse)

Über die Malerei

Die Malerei ist ein Balanceakt, um die richtige Form zu finden, ein ständiger Kampf gegen die Möglichkeit des Scheiterns. Wenn es gutgeht, dann ist ein Bild wahr und deutlich und hat eine konstruktive Form, man versucht, dem Zufall eine Form zu geben, ihn nutzbar zu machen.

Was bedeutet mir Malerei:

Meine Malerei ist Handschrift, Farbe, Tanz, Spiel, Zeichen, Einfall, Zufall, Rede, Wort, Bewegung, Geschwindigkeit, Überfluss und Übermut.
Sie ist: Tagebuch meiner Empfindungen, unsagbares Formulieren, Suchen nach Wahrheit, Eintauchen in Neuland, Ausdruck meiner Sinnlichkeit, Streben nach Klarheit, Gratwanderung zwischen Traum und Wirklichkeit.

Malerei ist für mich ein nichtersetzbarer Inhalt und Ausdruck meiner Existenz, eine Reflexion meines Lebens und meiner Wahrnehmungen der Spuren meines Weges.

Malerei dient mir zur Überwindung von Einsamkeit. So wird die Bildfläche zu einer verhaltenen Melodie, die zu schwingen beginnt und die mich trägt. Ein Bild soll eine Melodie enthalten, die man nicht müde wird zu hören.

So werden Töne umgewandelt in Farben und Farben bilden symbolische Tonfolgen, verfestigen sich zum Ausdrucksmittel einer emotionalen, in sich verinnerlichten Sprachvielfalt, die man allmählich auf sich einwirken lassen muß.

„Farben als Widerhall menschlicher Sinne, die dem Betrachter mehr vermitteln wollen, als bloße Worte“ (Skrodik)

„Nur Bilder drücken sich der Seele ein. Ein Bild spricht dadurch, daß es keine Worte formt. Denn begrenzt ist eines Wortes Sinn, nur der des Bildes ist unendlich“ (Heckl)
Ein Bild spricht für sich selbst und muß nicht besprochen werden – sein Geheimnis entzieht sich der Sprache. „Worüber man nicht sprechen kann, darüber muß man schweigen, oder man kann es malen“ (Hans Hollein)

Hinter den Worten bleibt das Bild unsagbar, unerzählbar: Licht, nicht Lampe.

Malen heißt Netze auswerfen im Bewusstseinsmeer. Fantasie ist wichtiger als Wissen, denn Wissen ist begrenzt. So führt jedes Bild in das Reich der Fantasie, lädt ein, sich treiben zu lassen und irgendwelchen schon verloren geglaubten Träumen nachzueilen, oder gar jene Melodie zu erahnen, die zu diesem Werk inspiriert hat.

So sollen sich geschöpfte Impulse, die aus dem Unterbewusstsein ins Licht treten, bildlich ausformen können, werden, sich widerspiegelnd, zu Zeichen und Symbolen. Es gibt eine Unendlichkeit von vielen Möglichkeiten.

„Ein Bild muß den Betrachter packen, sich um ihn legen und mit sich fortreissen. In ihm vermittelt der Künstler seine Leidenschaft, es ist der Strom, den er aussendet und durch den er den Betrachter in seine Passion einbezieht“ (Auguste Renoir)

Ein Bild kann zum Spiegel ferner Erinnerungen werden. Hatten wir jemals wirklich einen Begriff dafür?

„Ein abstraktes Bild kann Dinge sichtbar machen, die man nicht abbilden kann.“
(Paul Klee)
Ein Bild gibt nicht das Sichtbare wieder, sondern macht das Unsichtbare sichtbar.
„Ein Maler soll nicht bloß malen, was er vor sich sieht, sondern auch, was er in sich sieht.“ (C. David Friedrich)
„Die Kunst hat es mit Verdichtungen zu tun, ihr aber möchtet statt der Bilder Begriffe haben.“ (H. Hesse)
„Die Natur hat zehntausend Farben, und wir haben uns in den Kopf gesetzt, die Skala auf zwanzig zu reduzieren.“ (H. Hesse)
„Die Farbe selbst wird zum Spiel der Gefühle, sie bekommt eigenes Leben und gibt uns auch Raum, in dem wir vielleicht eine Identität finden.“ (Norman Rosenthal)

Ich lasse meiner Seele Flügel wachsen, ich male um meine inneren Befindlichkeiten aufzuspüren, ich setze meine Gefühle malerisch um und werde dadurch frei.
Schon Schiller sagte: „Kunst ist eine Tochter der Freiheit.“ Für mich empfinde ich meine Arbeit als die Freiheit, mich aus allen Konventionen zu lösen.

Freiheit heißt für mich auch, daß ich nichts zu verlieren habe und nichts gewinnen muß. Ich bin nur mir selbst verpflichtet. Wieder eins zu werden in den Gezeiten, in der Gesetzmäßigkeit des Seins, denn die Heimat alles Seins ist nur in mir selbst zu finden, im Klang zusammen mit den Gesetzen der Natur.
Man kann das Leben weder verlängern, noch verbreitern – nur vertiefen. Um wieder Mensch zu werden, um sein zu können, muß man still werden, daß man den Gesang der Gedanken hört, das Sich-öffnen der Lilienblüte und den Schritt der Vögel im Schnee. Merk auf dieses feine, unaufhörliche Geräusch, es ist die Stille, horch auf das, was man hört, wenn man nichts mehr vernimmt.
„Die Kunst ist der letzte Zufluchtsort aller zurückgewiesenen Gefühle.“ (H.C. Neuert)

Vielleicht will ich mir durch meine Malerei Zufluchtsorte schaffen, geistige Räume in denen ich verweilen, träumen und nachdenken kann.

Gerhard Richter wurde gefragt: „Was ist der Zweck der Kunst?“ Seine Antwort war: „Diese Welt zu überstehen, ein Mittel von vielen, wie Brot, wie Liebe …“

Ein Artikel über die Künstlerin geschrieben von Katerina Teresidi:

Abstraktion mit Hinweisen

Seit 2011 beteiligt sich Christa Layr regelmäßig an österreichischen und internationalen Ausstellungen, u.a. in Florenz, Rom, den USA, Barcelona und Paris.
Ihre Arbeiten betrachtet die Künstlerin als Spuren ihres Lebens, welche in der Lage sind dem Betrachter direkter als die Sprache ihre unmittelbaren psychischen Vorgänge und Tiefen zu vermitteln.
Mit einem gelegentlichen Gefühl von Schwerelosigkeit bewegt sich der Blick durch die mit verschiedenen Techniken ausgestalteten Landschaften, wird mal nach unten, dann wieder zur Seite von der Gravitation der Farbflächen gezogen, um dann im Chaos des abstrakten Pinsel- und Spachtelspiels auf entfernt verwandte Formen zu treffen.
Weit ausholen kann der Blick und wieder zurückkehren zu sich selbst zu einer Innenschau der eigenen Gefühle und Gedanken. Dies ist auch das Ziel der ausgebildeten Physiotherapeutin: den Betrachter dazu animieren, in seinem eigenen Chaos nach den Sternen zu suchen.
Nach ihrer künstlerischen Ausbildung in der Akademie Geras und der Kunstfabrik Wien arbeitet Christa Layr beständig daran, ihre technischen Fähigkeiten weiterzuentwickeln und neue Ausdrucksmöglichkeiten zu erforschen. Die Künstlerin beschränkt sich währenddessen stets auf das Wesentliche, ohne dabei die Poesie außen vor zu lassen.

www.christalayr.com